»Kunstrasenplatz wird endlich gebaut«
CDU-Fraktionschef Kurt Nagel (Mitte) und Fraktionsgeschäftsführer Dirk Büssing (rechts) stellen sich beim WESTFALEN-BLATT-Besuch den Fragen von Redaktionsleiter Claus Brand. Foto: Lydia BöhneWie sehen Sie den SPD-Vorschlag, in der Folge das Spielcasino im Kurpark im Haus des Gastes unterzubringen? 
  Nagel: Das kann ich mir nicht vorstellen. Dort anzubauen, um das Casino  unterzubringen, ist keine Option. Das Gebäude steht unter  Denkmalschutz. Stellen Sie sich vor, man würde das so machen, und dann  entscheidet sich die Spielbanken GmbH nach drei oder fünf Jahren es  wieder zu verlassen: Dann stehen wir da. Ob Casino oder andere Idee: Die  schlechte Erreichbarkeit mit dem Auto bleibt, auch wenn man über die  Bücherei dort nachdenkt. Es ist aber leichter, für das Haus des Gastes  eine sinnvolle Nutzung zu entwickeln als für den Bahnhof.
Was können Sie sich im Nordbahnhof vorstellen? 
  Nagel: Einen  Mix aus verschiedenen Nutzungen, zum Beispiel Erlebnis-Gastronomie. Dazu  braucht man einen erfahrenen Betreiber mit einem bewährten Konzept.  Dieses ist entscheidend, nicht an erster Stelle der Preis.
Was sind die wichtigsten Ziele der CDU bis 2020?
  Nagel: Der  ausgeglichene Haushalt 2016. Davon hängt alles ab. Wir stellen alles  unter diesen Vorbehalt. Sonst kann man einige Dinge nicht machen, gerade  wenn die Kommunalaufsicht mitregiert. Gelingt der Ausgleich, entstehen  Handlungspielräume. Dann haben die Aufwertung der Innenstadt, die  Gestaltung der Mindener Straße nach Öffnung der Nordumgehung, die  Überarbeitung des Einzelhandelskonzeptes, die Gestaltung der  Stadteingänge und ein Parkraum-Bewirtschaftungskonzept Priorität.
Was sind die Kriterien für ein gelungenes Parkkonzept? 
  Nagel:  Alles, was bisher vorlag, war nicht glücklich, geschweige denn  zufriedenstellend für den Einzelhandel. Es müssen für das gesamte  Stadtgebiet identische Regelungen gelten. Es braucht ein Konzept aus  einer Hand. Wir brauchen ein kostenloses Kurzzeitparken in der  Innenstadt.
Was verstehen Sie unter einer Aufwertung der Innenstadt konkret?  
  Nagel: Gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Innenstadt beleben  müssen die Kaufleute selbst, indem sie gute Angebote haben. Die  verkaufsoffenen Sonntage locken viele Leute an. Man muss darüber  nachdenken, im Sommer auch durch kleine Events, wie Live-Musik an  Wochenenden, Leute in die Stadt zu bekommen. Man muss sich aber auch  gerne auf Bänke in der Innenstadt setzen, die nicht so gruselig aussehen  wie jetzt. Die Ansätze der Initiative Bad Oeynhausen sind gut. Aber das  reicht nicht. Deshalb sind jetzt auch von uns 50    000 Euro in den  Etat eingebracht worden. Der Ansatz der Initiative, stets eine Maßnahme  in der gesamten Innenstadt komplett umzusetzen, wie neue Bänke, ist  richtig. Bei der Grünpflege im Zentrum machen wir zu wenig.
Büssing: Die Öffnung zum Kurpark war richtig. Es muss uns um den Park mit der Einkaufsstadt drumherum gehen. Die in den Vorjahren erfolgte Aufwertung vieler Gebäude durch Privatinitiative sollte mit einer noch besseren Anbindung des Kurparkes einhergehen, so bei den Eingängen vom Westkorso aus. Alte Kassenhäuschen und Zaunanlagen sollte man wegreißen. Man darf nicht den Eindruck haben, durch ein Werkstor zu gehen. Am Inowroclaw-Platz sieht es schon gut aus.
Wie wollen Sie die Stadt interessant für Familien machen?  
  Nagel: Durch vernünftige Schulen, deren Ausstattung wir weiter  verbessern möchten. Das IKG sollte vom Halbtags- zum Ganztags-Gymnasium  werden. Das geht nur durch bauliche Maßnahmen, weil man mehr  Betreuungsräume braucht, und in Zusammenarbeit mit Schule, Eltern und  Schülern. Dann brauchen wir auch eine vernünftige Mensa. Für deren  Errichtung im beengten Schulzentrum Süd bedarf es einer guten  architektonischen Idee.
Familien orientieren sich an guten Betreuungsmöglichkeiten im U 3-Bereich und in Kindergärten. Da sind wir auf gutem Weg. In den Kindergärten geht es nicht um mehr Plätze, sondern eine Erhöhung der Qualität, ein besseres Raumangebot. Auch Tagesmütter spielen eine wichtige Rolle.
Was sehen Sie als Erfolge der CDU in den vergangenen fünf Jahren? Nagel: Die Haushaltskonsolidierung, aus dem Nothaushalt herauszukommen, in den wir nicht hätten hineinrutschen müssen. Wir haben uns stets für die Stabilität bei Gebühren und Abgaben stark gemacht, von der Gewerbe- bis zur Hundesteuer. Die nach zwei Jahren gescheiterte Vierer-Koalition aus SPD, FDP, Grünen und UW hat 2010 und 2011 zwei mal Gewerbe- und Grundsteuer erhöht, wenn auch nicht gewaltig. Die Schließung von Lehrschwimmbecken haben wir nicht mitgetragen. So weit wie möglich, haben wir Kaputtsparen entgegengewirkt. Der Doppel-Hauhalt der Vierer-Koalition hat uns Stillstand beschert. Der Kunstrasenplatz ist geplant und auf dem Weg. Nach den Sommerferien wird gebaut. Zu Beginn seiner ersten Amtszeit hat der Bürgermeister den Kunstrasenplatz versprochen. Er hat sich darum nicht mehr gekümmert. Das haben wir getan. Der Platz wird in diesem Jahr fertig werden.
Wie bewerten Sie die Arbeit der Verwaltung? 
  Nagel: Die  Haushaltsvorschläge von Bürgermeister und Kämmerer waren nie glücklich.  Von 2007 bis 2012 haben wir 50 Millionen Euro negatives Ergebnis  prognostiziert bekommen, was nicht eingetreten ist. Gott sei Dank. Das  hemmt. Hätte man das gewusst, hätte man mehr Dinge auf den Weg bringen  können, zum Beispiel bei der Unterhaltung von Stadtstraßen. Man darf  nicht zehn Jahre so konsequent in der Haushaltsprognose daneben liegen.
Es dauert oft viel zu lange, bis Vorgaben aus der Politik umgesetzt werden, zum Beispiel bei der Kombibad-Debatte. Neun Monate wurden Beschlüsse interpretiert. Wir haben Vorschläge für Gutachten gemacht, die für 25 000 Euro zu haben gewesen wären. Dann wurde uns für 60 000 Euro etwas vorgelegt. Im Bereich Straßenunterhaltung und Straßenbau müssen Stadt und Stadtwerke noch besser kommunizieren.
Wo kann die Stadt noch sparen? 
  Nagel: In Verfügungsfonds  einzelner Fachbereiche, die für unterschiedliche Aufgaben pauschal  eingeplant werden. Bei allgemeinen Geschäftsaufwendungen in der  Verwaltung kann man sparen. Fragen wir nach, wofür einzelne  Haushaltsposition eingeplant werden, wird das von der Verwaltung nicht  konkret beantwortet. Es werden Sicherheitspolster eingebaut. Beim einem  Haushalt mit einem Volumen von 100 Millionen Euro kommt da einiges  zusammen. Das blockiert politisches Handeln.
Wie bewerten Sie die Wirtschaftsförderung der Stadt? 
  Nagel:  Bei uns sind Firmen ansässig, die Menschen neu in die Stadt kommen  lassen, weil sie attraktive Arbeitsplätze bieten. Nehmen Sie die weiße  Industrie oder als andere Beispiele Gneuß Kunststofftechnik oder Denios.  In der Wirtschaftsförderung sind wir besser aufgestellt als noch vor  Jahren. Das hat ein gutes Stück mit Betreuung zu tun. Patrick Zahn macht  das gut. Das Feedback der Wirtschaft ist gut. Wir werden oft  kritisiert, das Gewerbegebiet auf der Lohe erschlossen zu haben. Es hat  aber eine gute A2-Anbindung. Es ist eine geschlossene zusammenhängende  Fläche im Stadteigentum. Da sind in der Vergangenheit Fehler gemacht  worden, so im Gewerbegebiet Eidinghausen, wo es auch Wohnnutzung gibt.  Das Interesse an der Fläche auf der Lohe ist sehr groß.
Wie stellen Sie sich die Mindener Straße und die Kanalstraße nach Öffnung der Nordumgehung vor?  
  Nagel: Ein Fachbüro, das man an dieser Stelle auch braucht, arbeitet  derzeit am Konzept. Einen Rückbau wird es geben. Ich kann mir eine  Fahrspur in jede Richtung vorstellen sowie einen Mittelstreifen als  Abbiegespur, der die Grundstücke auf der anderen Straßenseite erreichbar  macht. Sie werden so aufgewertet. Auch breite Radwege sollte es geben.  Wenn Sie jetzt die Stadt in Richtung A 2 verlassen, stellen sie fest,  das auf der Nordseite der Mindener Straße alles geregelt ist, auf der  Südseite nichts, mit vielen Leerständen.
Was muss an den Eingängen zur Stadt aus Iher Sicht getan werden? Nagel: Ein Beispiel: Die Bahnunterführung an der Herforder Straße müsste in Richtung des nahen Autohauses Fuhrken aufgeweitet werden. Wir haben dort eine dunkle Brücke, unter der man nicht gerne durchgeht. Das alles geht aber nicht ohne die Deutsche Bahn. Über diese und auch die Gestaltung der Bahnunterführung an der Steinstraße wird aktuell nachgedacht.
Damit korrespondieren Pläne für ein E-Center auf dem Gelände des Autohauses Fuhrken. Wie bewerten Sie den Antrag des Arbeitskreises für Heimatpflege über den Torbogen hinaus das gesamte Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen? Büssing: Vom baulichen Zustand könnte man auf die Nebengebäude verzichten. Die muss man nicht erhalten. Edeka ist bestimmt für Kompromisse gesprächsbereit.
Wie sehen Sie die energiepolitische Zukunft der Stadt beim Thema Netzübernahme?  
  Nagel: Wir stellen uns ein Kooperationsmodell vor. Die Stadtwerke als  Mehrheitsgesellschafter müssten dies mit einem kompetenten Partner  angehen.
Welche Entwicklung wird es zum Sielwehr geben? 
  Nagel: Es muss  etwas passieren, allein schon wegen Vorgaben der EU. Wenn es sich gut in  die Landschaft einpasst, ist dort Energieerzeugung möglich.
Wird die CDU im Rat wieder stärkste politische Kraft sein? 
  Nagel: Wir hoffen, wie bei der Bundestagswahl, auf 42 Prozent.
Büssing: Mit 15 Sitzen haben wir derzeit einen mehr als die SPD. Wir streben 18 an.
Was müsste sich unter einem neuen Bürgermeister vom Herbst 2015 an ändern? 
  Nagel: Er sollte die Verwaltung wirklich führen.
Was halten Sie Kritikern entgegen, die sagen, dass es im Stadtrat eine inoffizielle große Koalition mit der SPD gibt?
    Nagel: Die wird uns immer angedichtet. Das ist auch der Frust über die  geplatzte Vierer-Koalition. Das man sich vor wichtigen Abstimmungen  unterhält, ist normal. Absprachen gibt es aber nicht immer. Wir brauchen  nicht unbedingt eine Koalition im Rat. Mit wechselnden Mehrheiten zu  arbeiten ist gut und möglich.
Was unterscheidet CDU und SPD in Bad Oeynhausen? 
  Nagel: Mit  Geld umzugehen war nie Stärke der SPD. Siehe Steuererhöhungen. Die CDU  war nie für ein Regionalwerk im Energiebereich. Unternehmerische  Tätigkeit der Stadt ist für uns auf reine Daseinsvorsorge zu  beschränken. Alles andere ist privatwirtschaftlich zu organisieren.
Büssing: Der Bürgermeister hat die City-Wache mit dem Haushaltssicherungskonzept kassiert. Eine abgestimmte Sicherheitspräsenz von Polizei- und Ordnungsbehörden ist aber wichtig. Das wollen wir wieder angehen.